Die Elektrotechnikbranche zwischen Absatzkrise und Arbeitskräftemangel

Selten war der Ausblick auf ein Jahr von so vielen Unsicherheiten geprägt wie 2021. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt Parallelen und mögliche Entwicklungsstränge auf. Die richtige Reaktion des Managements auf die Marktentwicklungen wird den Unterschied machen zwischen Unternehmen, die in Probleme geraten und denen, die von einem derartigen Umfeld überproportional profitieren können.

Die Elektrotechnikbranche zwischen Absatzkrise und Arbeitskräftemangel

2009: Die Krise hat Elektroindustrie voll erfasst

„Unsere starke Vernetzung mit sämtlichen Bereichen der Wirtschaft macht es uns unmöglich, uns von der allgemeinen Krisenentwicklung abzukoppeln. Mit anderen Worten: Die Krise hat die Elektroindustrie voll erfasst, wenn auch – aufgrund ihrer sehr breiten Aufstellung – nicht in dem Umfang wie andere Industriebranchen.“ Diese Aussage von Friedhelm Loh, (ehemaliger) ZVEI-Präsident stammt aus dem Jahr 2009. Was danach folgte, ist bekannt: ein beispielloser Rückgang und ein ebenso spektakulärer Aufholeffekt in 2010.

Beschäftigungsabbau nur kurzfristig

Ähnlich wie die Umsätze entwickelten sich auch die Beschäftigtenzahlen: das Vorkrisenniveau von 850 Tsd. Beschäftigten wurde nach ungefähr zwei Jahren wieder erreicht, aktuell liegen wir mit 875 Tsd. Beschäftigten oberhalb dieser Marke (ZVEI Konjunkturbarometer Januar 2021). Auch die EBIT-Marge erholte sich nach dem Einbruch auf ca. 2% in 2009 wieder auf ihren langjährigen Durchschnittswert von 6%.

2020: Die Krise hat die Elektroindustrie voll erfasst

11 Jahre später zeigt sich ein ähnliches Bild, auch wenn die Hintergründe andere sind. Der Umsatz in der Elektroindustrie ging von Januar bis November 2020 um 6,2% zurück. Der Beschäftigtenabbau hält sich allerdings in einem deutlich geringeren Rahmen, nur 10 Tsd. Beschäftigte weniger als zu Jahresbeginn. Allerdings befinden sich noch 110 Tsd. Mitarbeiter in Kurzarbeit.

Die Lage bessert sich spürbar

Seit März letzten Jahres verbessert sich das Geschäftsklima wieder und liegt im expansiven Bereich. Sowohl die aktuelle Lage als auch die Geschäftserwartungen verbesserten sich merklich. Die deutsche Elektroindustrie profitiert hierbei auch von der guten Ertragslage und der durchschnittlich sehr hohen Eigenkapitalquote von über 42%. Dies eröffnet den langfristig denkenden Unternehmen vielfältige Möglichkeiten im Sinne des Mottos „Never waste a good crisis“.

Die richtige Zeit zu Handeln

Der Arbeitsmarkt für hochqualifizierte Spezialisten und Führungskräfte bleibt weiterhin eng. Abzuwarten und zu hoffen, dass sich die kritischen Positionen im Unternehmen nun wie von selbst besetzen, ist sicher nicht die richtige Strategie. Gerade in Zeiten der Unsicherheit neigen viele Arbeitnehmer dazu, sich schwer für einen Wechsel begeistern zu lassen. Aber: innovative und finanziell stabile Unternehmen besitzen beste Chancen mit den Branchenkennern unter den Personalberatern die richtigen Kandidaten zu identifizieren, zu begeistern und schließlich als neue Leistungsträger begrüßen zu können.

Von Olaf Kammerer

Personalberater für Elektrotechnik, Automatisierung und Elektronik

Olaf Kammerer ist Managing Director der DELTACON Nürnberg GmbH Executive Search und verantwortet mit seinem Team die Branchen Elektrotechnik, Automatisierung und Elektronik. Er bringt über zehn Jahre operative Managementerfahrung als kaufmännischer Geschäftsführer und Vertriebsleiter in seinen Branchen mit.